Fête des Vignerons

Vier Jahreszeiten

Der Festzug der Fête des Vigneronsfolgt dem Verlauf der vier Jahreszeiten. Angeführt und beschützt wird die Prozession von musizierenden «Alten Schweizern» in Landsknechtkostümen, ausgestattet mit Pfeifen, Trommeln und Hellebarden. Ihnen folgt die stolze Winzergesellschaft mit ihrer Fahne und den preisgekrönten, lorbeerbekränzten Winzern unter einem Triumphbogen.

Eine Kommission […] mit Unterstützung von zwei sachkundigen Winzern, deren Rebstöcke nicht inspiziert werden, kontrolliert regelmässig mindestens zweimal jährlich die Reben, das heisst zu den wichtigsten Zeitpunkten, nach dem Rebschnitt und nach der Ausdünnung der Blätter. Die Erfolge der Winzer werden unparteiisch bewertet. Die zwei unter ihnen, die nach neun Jahren am höchsten bewertet wurden, werden am Fest mit einer Krone und einer Ehrenmedaille gekürt.

Description de la Fête des Vignerons, célébrée à Vevey, les 8 et 9 août 1833, S. 6 (Übersetzung aus dem Französischen).

 

 

Frühling

Der Winzerbischof steht im Zentrum seiner blumengeschmückten Winzergesellschaft. Ihm kommt während des Festes eine wichtige Funktion zu: er kürt traditionellerweise die besten und — gemäss dem auf einer Fahne mitgetragenen Motto «ora et labora» (bete und arbeite) — fleissigsten Rebarbeiter aus der Region. Der von Hirtenknaben gezogene Blumenwagen verweist auf den Frühling.

Geistliche (der Erzählung nach diejenigen von Haut-Crêt) machten die von Gestrüpp überwachsenen Felsen von La Vaux und den damals noch wilden Boden rund um Vevey urbar, um dieses knorrige Holz anzubauen, dessen Früchte so süss und anziehend für sie waren. Man sagt, dass sie den Brauch pflegten, die Winzer zur Bestärkung in ihrer Arbeit jedes Jahr während der Weinlese in Vevey zu versammeln. Es wurde eine Prozession durch die Stadt geführt: Heilige und profane Gesänge erklangen im ortsüblichen Dialekt; die Bauern waren mit landwirtschaftlichen Geräten bewaffnet oder mit anderen Ehrenabzeichen geschmückt. Das Fest endete mit einem Mahl, für das die guten Patres weder an gutem Wein noch an sonst etwas sparten, das dazu beitragen konnte, die Feier heiter und zugleich interessant zu machen.

Description de la Fête des Vignerons, célébrée à Vevey, les 8 et 9 août 1833, S. 3-4 (Übersetzung aus dem Französischen).

Christian Gottlieb Steinlen, Fête des vignerons, 1833 (Ausschnitt)

Frühlingsboten

Es folgt eine Hirtengruppe mit Schafen und Musik. Zwei Winzer führen einen weiteren Blumenwagen mit sich. Ihnen schliesst sich eine Gruppe von Gärtnerinnen und Gärtnern mit ihren Erntekörben und Arbeitsutensilien an.

Nach und nach entfernte man sich von dieser ursprünglichen Schlichtheit der Festlichkeiten; jedes Jahr wurden sie sozusagen weiter ausgeschmückt.

Description de la Fête des Vignerons, célébrée à Vevey, les 8 et 9 août 1833, S. 4 (Übersetzung aus dem Französischen).

Christian Gottlieb Steinlen, Fête des vignerons, 1833 (Ausschnitt)

Die Hirtengöttin Pales

Einer Gruppe von Musikanten folgen Kanephoren, die geweihte Blumenkörbe und einen Altar tragen und dann eine Hohepriesterin. Auf einer Sänfte, geschützt von einem Baldachin, wird von vier Nymphen die blau gewandete Hirtengöttin Pales herbeigetragen. Es folgen Mäherinnen und Mäher, welche bereits den Sommer andeuten. Den Abschluss macht ein Heuwagen.

Christian Gottlieb Steinlen, Fête des vignerons, 1833 (Ausschnitt)

Alpsommer

Eine Gruppe von Alphirten, begleitet von ihren Kühen und Alphornbläsern läutet den Sommer ein. Ein Wagen bringt Utensilien für die Käserei auf der Alp herbei: Melkstühle, Milchbrenten, Käsekessel. Man singt den Kuhreihen.

Christian Gottlieb Steinlen, Fête des vignerons, 1833 (Ausschnitt)

Marmousets

Eine Winzergesellschaft defiliert mit den für das Fest typischen, auf Stäben getragenen Holzfiguren «marmousets». Es folgen Erntehelferinnen.

Christian Gottlieb Steinlen, Fête des vignerons, 1833 (Ausschnitt)

Das Gewerbe der Schmiede

Ein Fuhrwerk mit einem Amboss führt eine Gruppe von Schmieden und Scherenschleifern an.

Christian Gottlieb Steinlen, Fête des vignerons, 1833 (Ausschnitt)

Die Erntegöttin Ceres

Erneut folgt eine Musikantengruppe. Kanephoren tragen Früchtekörbe und einen Altar. Eine Priesterin kündet die rot gewandete Erntegöttin Ceres auf ihrer von vier Nymphen getragenen Sänfte an. Ähreleserinnen und Erntehelfer schliessen sich an. Den Abschluss machen ein Pflug und ein Strohwagen, begleitet von Dreschern.

Bei den Griechen, und vor allem bei den Athenern, wurden zu Ehren des Bacchus und der Ceres die prachtvollsten Feste gefeiert: Lieder, Tänze, Theateraufführungen, alles wurde unternommen, um dem Gott des Weines und der Göttin der Ernte zu huldigen. Von den Griechen gingen diese Feste zu den Römern über. Diese durch und durch sinnbildhaften Feste wurden auch noch gefeiert, nachdem in den an Weinreben und Äckern reichen Ländern das Christentum angekommen war.

Description de la Fête des Vignerons, célébrée à Vevey, les 8 et 9 août 1833, S. 3 (Übersetzung aus dem Französischen).

Christian Gottlieb Steinlen, Fête des vignerons, 1833 (Ausschnitt)

Der Weingott Bacchus

Musikanten mit Fanfaren und Trompeten, Kanephoren und ein Hohepriester verkünden die Ankunft des Weingottes Bacchus. Dieser reitet in der Figur eines kleinen Jungen auf einem Fass, getragen von sechs «Sklaven». Faunen und Bacchanten begleiten den Umzug. Den Abschluss macht Silen, der wohlbeleibte Ernährer Bacchus. Schwankend auf einem Esel sitzend, muss er von zwei «Sklaven» gestützt werden.

 

Christian Gottlieb Steinlen, Fête des vignerons, 1833 (Ausschnitt)

Herbst

Endlich trägt eine Winzergruppe mit ihren Erntekörben die Traubenernte herbei. Höhepunkt ist die riesige «Traube von Kanaan», ein Fruchtbarkeitssymbol.

Christian Gottlieb Steinlen, Fête des vignerons, 1833 (Ausschnitt)

Die Erntekarren

Es folgen die Wagen mit den Weinfässern und dem Küfergerät. Die Weinpresse wird in einem grossen Schiff herbeigekarrt. Sie symbolisiert die Arche Noa. Der biblische Urvater steht etwas verdutzt im Türrahmen eines aufgebauten Rebhäuschens, die Friedenstaube hat sich auf dem Dachgiebel niedergelassen.

Christian Gottlieb Steinlen, Fête des vignerons, 1833 (Ausschnitt)

Dorfhochzeit

Nach einem weiteren Musikcorps folgt die Gruppe der Honoratioren von Vevey und eine Dorfhochzeit. Die Prozession wird abgeschlossen von einem Pferdefuhrwerk mit aufgebautem Waffelhäuschen und von einem weiteren, welches die Aussteuer des Brautpaares transportiert. Zuletzt folgen wieder «Alte Schweizer» mit Hellebarden in Landsknecht-Kostümen.

Angesichts des Segens, mit dem die Vorsehung uns überhäuft, werden wir dieses Fest zu Ehren der Landwirtschaft, die erste Kunst unter den Künsten, feiern. Möge es unsere Bauern an ein Jahr der Fülle und des Glücks erinnern! Möge es unser Vaterland an ein Jahr des aufrichtigen Friedens und der brüderlichen Eintracht erinnern!

Description de la Fête des Vignerons, célébrée à Vevey, les 8 et 9 août 1833, S. 7 (Übersetzung aus dem Französischen).

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