Wetter und Unwetter — Naturereignisse und Naturkatastrophen in alten Ansichten

Burgdorf, Gesamtansicht von Südosten. Burg; Künstler; Regen; Wolke

Unwetter

Entgegen des auf den meisten Landschaftsansichten verbreiteten Eindrucks mussten Touristen in der Schweiz auf eine durchaus wechselhafte Witterung gefasst sein. In zahlreichen Reiseführern konnten sie nachlesen, welche Kleidung sie am besten vor den zu erwartenden Niederschlägen schützen würde. Viele Landschaftsmaler zeichneten hingegen ein idyllisches Bild der Schweiz und so taucht in ihren Ansichten Regen höchstens als Hintergrundphänomen auf. Dabei war die Schweiz keinesfalls vor schweren Unwettern oder gar Naturkatastrophen gefeit. In einer kolorierten Umrissradierung nach einer Vorlage von Caspar Wolf erscheinen Schloss und Städtchen von Burgdorf dramatisch im Sonnenschein vor einer dunklen Gewitterwolke. Dem Künstler im Vordergrund soll es recht sein, schliesslich zeichnet es sich besser im Trockenen!

Wie schon gesagt, der May hat gewöhnlich besseres Wetter als der Juny, in dem meistens erstaunend viel Regen einfällt, was bisweilen bis tief im July anhält. […] Die Jahrgänge sind indessen sehr verschieden; bisweilen kann schon im Juny das Wetter sich gesetzt haben, und recht gut seyn, um in die Gebirge wandern zu können; ein andermal kann es sich treffen, […] dass man kaum 4. Wochen beständiges Wetter geniesst, welches aber doch sehr selten ist.

Johann Gottfried Ebel, Anleitung auf die nützlichste und genussvollste Art in der Schweitz zu reisen, 1793, S. 42.

 

Laufenburg, Teilansicht von Westen. Brücke; Fischer; Regen; Rhein; Stromschnelle

Tosende Wasser

Die Stromschnellen des Rheins bei Laufenburgwaren bis zu seiner Aufstauung zwecks Elektrizitätsgewinnung ein nur mühsam überwindbares Hindernis für die Flussschifffahrt. Hier nimmt Samuel Birmanndas Motiv des fallenden Regens im Hintergrund auf und macht den wilden Lauf des Wassers zur zentralen Bildaussage.

Sturm auf dem Bodensee

Auf den vielen grossen und kleinen Seen der Schweiz kommt es immer wieder zu stürmischen Bedingungen. Diese werden aber nur selten ins Bild gefasst. Auf einem Blatt für das «Grosse Rheinwerk» von Johann Ludwig Bleuler zeichnet Johann Jakob Meyer einen solchen Sturm an den Ufern des Bodensees, wo mehrere Segelboote auf den peitschenden Wellen in Seenot zu geraten drohen. Im Hintergrund lösen sich die Wolken jedoch bereits auf und der Sturm legt sich.

In einem Ungewitter auf diesen Seen, besonders auf dem obern See, davon zu kommen, erfordert alle Vorsicht und Geistesgegenwart. Ein recht heftiger Sturm kann Wellen schlagen von der Höhe eines kleinen Hauses, und bewegt das Wasser über 3 Klafter in die Tiefe. – Der Wandrer am Ufer blickt ängstlich nach dem hülfslosen Schiffe; so manche Welle hat sich an ihm zerschlagen, aber nun – diese wird es gewiss in den Abgrund stürzen. Jetzt sieht er weder Mast noch Segel mehr – und doch kömmt es dort wieder hervor! Ausser auf dem Weltmeere kann der Sturm nirgends freyer rasen als hier.

Georg Leonhard HartmannGeorg Leonhard Hartmanns Versuch einer Beschreibung des Bodensee's, St. Gallen 1808, S. 36–37.

Bild
Arbon, Gesamtansicht von Südosten. Bodensee; Boot; Gewitter
Referenzbild
Arbon, Gesamtansicht von Südosten. Bodensee; Boot; Gewitter
St. Petersinsel, Teilansicht. Bielersee; Boot; Gewitter; Regen

Zufluchtsort in stürmischen Zeiten

Schildert Jean-Jacques Rousseauseinen Aufenthalt auf der St. Petersinselim Bielerseedurchwegs friedlich und wonnevoll, so scheint Franz Niklaus König in seiner Radierung die Umstände dieser Episode in Rousseaus Leben etwas kritischer zu reflektieren: 1762 musste Rousseau aufgrund seiner agnostischen Schriften aus Paris fliehen, begab sich wieder in die Westschweiz und verbrachte einige Monate auf der St. Petersinsel. Die dunklen Wolken, die windgepeitschten Bäume und die Wellen, die gegen das Inselufer schlagen, versinnbildlichen Rousseaus Status als politischer Flüchtling. Rousseaus Anwesenheit und die literarische Verarbeitung dieser Monate im fünften Spaziergang seiner «Rêveries du promeneur solitaire» machten die Insel schlagartig berühmt und liessen sie fortan zum unverzichtbaren Bestandteil der Tour de Suisse werden.

Unter allen Wohnungen, die ich hatte (und ich hatte deren sehr schöne) war ich in keiner vergnügter, und denke an keine lieber zurück, als an die St. Petersinsel, mitten auf dem See von Bienne. Diese kleine Insel, die man zu Neufchatel die de la Motte-Insel nennt, ist sehr wenig bekannt, auch selbst in der Schweiz. Kein Reisender, so viel ich weis, thut von ihr Erwähnung. Doch ist sie sehr angenehm und ungemein gut gelegen für das Glück eines Menschen, der gern im Stillen lebt; denn wiewohl ich der einzige in der Welt bin, dem sein Schicksal ein Gesetz daraus gemacht hat, so glaube ich doch nicht der einzige zu seyn, der eine so natürliche Neigung dazu fühlt, wiewohl ich sie bisheran bei keinem andern fand.

Jean-Jacques RousseauJ.J. Rousseau’s Einsame Spaziergänge: Sein letztes nachgelassenes Werk, 1783, S. 116117.

Alpnach, Teilansicht von Süden. Boot; Gewitter; Hafen; Vierwaldstättersee

Föhnlage über dem Vierwaldstättersee

In den nach Süden gerichteten Buchten des Vierwaldstätterseeslöst der Föhnwindregelmässig hohen Wellengang aus. Diese besondere Stimmung hält Johann Jakob Wetzel in einem Blatt zu seinem grossen Ansichtenwerk zu den Schweizer Seenfest. Effektvoll fällt das Licht durch die dräuenden Wolkenberge auf das Zollhaus und die aufpeitschende Gischt am Ufer des Alpnachersees, während die Nachen gegen die Hafenmauer geworfen werden und eine Frau verzweifelt versucht, ihre wehende Schürze an Ort und Stelle zu behalten. Ob es dem Segelboot weit draussen auf dem See gelingen wird, rechtzeitig in ruhigere Gefilde zu gelangen?

Schon viele Reisende haben so erschreckend von den Gefahren berichtet, denen die Schiffe auf diesem See ausgesetzt sind, dass sich manche vor einer Überfahrt fürchten. Es ist jedenfalls nicht ungefährlich, mitten im See von einem heftigen Gewitter überrascht zu werden, oder in der Nähe der «Nasen», wo die Felsen senkrecht in den See abfallen und es nur wenige Stellen gibt, an denen angelegt werden kann. In diesem Fall ist der Anblick der aufgewühlten Natur schrecklich […].

Johann Jakob Wetzel, Voyage pittoresque aux lacs de Zurich, Zoug, Lowerz, Egeri et Wallenstadt1819, S. 8 (Übersetzung aus dem Französischen).

Tujetsch. Lawine; Naturkatastrophe

Lawinenniedergang

Im Winter boten Lawinen auch entlang der touristisch genutzten Verkehrswegeeinen ebenso faszinierenden wie gefährlichen Anblick, wie hier in der Surselva am Fusse des Oberalppasses. Mensch und Vieh flüchtet zu einer Wegkapelle, die geschützt unter einem Felsvorsprung liegt.

Im J, 1749. wurde beynahe das ganze Dorf Ruaras im Tavetscher-Thale […] fortgerissen, und 100 Menschen verschüttet, von denen nur 60 lebendig ausgegraben werden konnten; einige der Häuser wurden so weggeschoben, dass die schlafenden Einwohner nicht aufwachten, und mit Sehnsucht den Tag erwarteten.

Johann Gottfried Ebel, Anleitung auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen1809/10, S. 307.

Küsnacht, Teilansicht. Naturkatastrophe

Sturzflut in Küsnacht

Auch Überschwemmungen können in Zeiten vor nennenswerten Hochwasserschutzmassnahmen grossen Schaden anrichten. Am 8. Juli 1778 wurde das Dorf Küsnachtam Zürichseevon einem heftigen Gewitter heimgesucht.

Der Bach, welcher durch dieses Dorf strömt, schwoll im J. 1778 dergestalt an, dass er eine Menge Häuser in den See führte, 63 Menschen ersäufte, und grosse Verwüstung anrichtete. Die Stadt Zürich sammelte für das unglückliche Küsnacht in ihrer Mitte 30'000 Gulden in wenig Tagen. 

Johann Gottfried Ebel, Anleitung auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, 1809/10, S. 252–253.

Küsnacht, Teilansicht. Naturkatastrophe

Überschwemmungsgebiet

Kurze Zeit nach dem Ereignis stellt der Thalwiler Maler und Kupferstecher Johann Jakob Aschmanndie katastrophalen Auswirkungen in einer Reihe von Radierungen dar und muss den ursprünglichen Zustand des Dorfs zeichnerisch rekonstruieren, denn Abbildungen des Dorfinneren von Küsnacht existieren bis dahin nicht. 

Küsnacht, Teilansicht. Naturkatastrophe

Schockierte Zeitgenossen

Ein Wolkenstrom stürzte vom Himmel, in Blitz und Wetterstralen, auf diese paradiesische Gegend herab. Hochangeschwollen, und weit über die Ufer bey 50 und 60 Schuhen getreten, ergossen sich die Bergwasser, und wälzten in ungeheuerer Wuth, mit den Trümmern der Gebäude, Fichten und Felsenmassen mit sich fort. Auf beyden Seiten durchfrassen sie Hügel und Anhöhen, und rissen sie ins Thal […] Kaum hörte man das Krachen der obern Häuser, kaum sanken oder schwammen diese hinab, so krachten auch schon die untern, und was nicht ertrank, oder vom Schutt zermalmt wurde, das hörte man hü[l]flos im schwimmenden, sinkenden Hause jammern, oder wehklagend in der Tiefe des Sees zu Grunde gehen.

Heinrich August Ottokar Reichard, Malerische Reise durch einen grossen Theil der Schweiz vor und nach der Revolution, 1805, S. 83.

Küsnacht, Teilansicht. Naturkatastrophe

Fake History

Rund 20 Jahre nach dem Ereignis kann der englische Schriftsteller William Coxedie Ursachen des Unglücks nur noch wenig exakt wiedergeben: Die plötzliche Schneeschmelze des 8. Juli 1778 auf den umliegenden Hügeln hätte die Sturzflut ausgelöst!

1778 wurde Küsnacht stark in Mitleidenschaft gezogen durch das Hochwasser eines schmalen Bachs, der sich von den Bergen hinunterstürzte, fünfundzwanzig Häuser mitriss und rund sechzig Menschenleben forderte. Dieser Bergbach, der jetzt nur noch ein Rinnsal ist, schwoll so stark an, dass er mindestens dreissig Fuss über seinem normalen Pegel stand:  Der Anstieg war einer plötzlichen Schneeschmelze auf den umliegenden Bergen geschuldet. Den geschädigten Einwohnern wurde rasch geholfen und an einem einzigen Sonntag wurden in den Zürcher Kirchen £. 3000 gesammelt: ein erstaunlicher Betrag für eine Ortschaft mit weniger als 11 000 Leuten.

William Coxe, Travels in Switzerland, and in the country of Grisons, 1791, S. 101 (Übersetzung aus dem Englischen).

Goldau, Gesamtansicht von Süden. Naturkatastrophe; Rigiaa; Rossberg, Zugersee

Der Bergsturz von Goldau

Der Bergsturzvon Goldau war sicherlich das prägende Naturereignis der Helvetik. Am 2. September 1806 rutschten 30 bis 40 Millionen Kubikmeter Gestein vom Rossberg im Kanton Schwyz zu Tal und begruben die drei Dörfer Röthen, Buosingen und Goldau unter sich. 457 Menschen kamen ums Leben.

In der kolorierten Umrissradierung von Johann Jakob Aschmannliegt der Geländesattel von Goldau noch friedlich eingebettet zwischen Zugersee und Rossberg. Im Vordergrund unterhalten sich Reisende auf der Landstrasse. Im linken Mittelgrund hingegen sind immer noch die Überreste eines früheren Bergsturzes sichtbar, der sich im 13. Jahrhundert ereignet hat. Gänzlich von der Silhouette des Rossbergs eingefasst erhebt sich ein mächtiger Baum, der die Wucht der Geröllmassen nicht überleben wird. Auch hier sah Aschmann sich vor die Aufgabe gestellt, den Zustand der Landschaftvor der Katastrophe zu rekonstruieren.

In der Mitte des steilen Röthner-Berges trennte sich das untere Erdreich von dem obern; und dieser Spalt oder Graben erweiterte sich allgemach immerhin, und wurde mit jedem Augenblick tiefer, breiter und länger. Der untere, nunmehr vom obern Theil losgemachte Erdengrund fängt jetzt an fast unmerklich beweglich zu werden, und sanft und sachte hinzuglitschen.

Karl Zay, Goldau und seine Gegend, 1807, S. 169.

Goldau. Bergsturz; Künstler; Naturkatastrophe; Zugersee

Nach dem Bergsturz

Der Bergsturz zog ein bis dahin nicht gekanntes Medienecho und eine bildliche Verbreitung nach sich. Besonderes Interesse weckten Bildpaare, welche die Gegend vor und nach dem Bergsturz darstellen. Im «Nachher»- Zustand des Bildpaares von Johann Jakob Aschmannsehen wir die Verwüstung, welche die Fels- und Schlammlawine hinterlassen hat. Die ganze Bergseite scheint aufgerissen, im Tal türmt sich das Geröll, das sich über die nur noch in Trümmern liegende Bebauung und Vegetation ergossen hat. Um die kümmerlichen Überreste des einst stolzen Baumes hat sich eine Menschenansammlung geschart: Schaulustige, ergriffen Diskutierende – und ein Künstler, der das Ungeheuerliche festhält. Für die Nachwelt – oder zur Befriedigung der sehr zeitnahen Sensationsgelüste?

Goldau. Lauerzersee; Naturkatastrophe; Rossberg; Steinerberg; Zugersee

Trümmerlandschaft

Josef Franz Xaver Leontius Trinerverlagerte sich auf die Darstellung des Bergsturzgebietes aus verschiedenen Blickwinkeln. Wie uns der Untertitel verrät, dienten seine Ansichten karitativen Zwecken:

Diese Radierungen werden von der Schwyzer Regierung zu Gunsten der Einwohner verkauft, deren Unglück sie darstellen.

(Übersetzung aus dem Französischen)

Vor dem dekorativ bewölkten Himmel erhebt sich die Pyramide des Rossbergs, von dem trichterförmig die Geröllmasse ausgeht, bis sie links und rechts an den Bildrand stösst und sich sogar darüber hinaus erstreckt. In der wüstenartigen Landschaft haben sich kleine Seen aufgestaut. Mit Hilfe von langen Stöcken bewegen sich Menschen vorsichtig durch die ungewohnte Umgebung. Ob sie noch immer nach Überlebenden suchen? Auf dem steinigen Rasenbord des Vordergrundes lassen sich zwei vornehme Herren von einem Bauern das Ausmass der Zerstörung schildern, während ein anderer jede Hoffnung aufgegeben zu haben scheint: den Arm auf das Knie gestützt und das Gesicht in der Hand verborgen sitzt er tief zusammengesunken auf einem Felsblock, seine Gerätschaften neben sich.

Insel Schwanau, Gesamtansicht von Osten. Boot; Goldau; Lauerz; Lauerzersee; Naturkatastrophe; Rigi; Rossberg; Ruine

Überreste des Bergsturzes

Von Südosten wirkt das Bergsturzgebiet mit dem Lauerzerseeund der Insel Schwanauim Vordergrund fast schon idyllisch. Auf den zweiten Blick verleiht das lange Band aus schroffem Gestein, das sich quer durch das gesamte Bild zieht, der Szenerie einen leicht surrealistischen Charakter. Dazu kommen verstörende Details wie die auf dem Wasser treibenden Trümmer und Äste sowie eine ganze angeschwemmte Hausecke samt an die Wände gehefteten Heiligenbildchen. Dahinter wird ein Sarg zusammen mit Trauernden in einem Nachen über den See gerudert.

Lauerz, Gesamtansicht von Südosten. Boot; Goldauer Bergsturz; Hirte; Lauerzersee

Narben in der Landschaft

Fast zwanzig Jahre nach der Katastrophe fällt in dieser Sepiazeichnung von Jakob Sutererst bei näherer Betrachtung das vegetationslose Band auf, das auf dem Talboden vor dem Rossberg liegt. Auf dem spiegelglatten Wasser des Lauerzersees treibt friedlich ein Boot und ein Hirte treibt seine drei Ziegen dem See entlang. Hinter der Rigi geht langsam die Sonne unter.

Weesen, Gesamtansicht von Nordosten. Boot; Glärnisch; Kirche; Kloster; Rautispitz; Walensee

Versumpfung der Linthebene

Mit einem viel langfristigeren Problem sah man sich in der Linthebenezwischen dem Walen- und dem Zürichsee konfrontiert: Während des gesamten 18. Jahrhunderts hatte die Linth diesen flachen Abschnitt ihres Laufes mit Geschiebe aufgefüllt, Ackerland zerstört und die Gegend in einen riesigen Sumpf verwandelt. Die Malaria grassierte.

Seit 60 Jahren leidet Wesen und dessen Gegend immer mehr und mehr von den Überschwemmungen des Sees, ist dadurch äusserst ungesund und in hohem Grade arm geworden. […] Das ganze Land wird von den schädlichsten Ausdünstungen verpestet, und die davon entstehenden bösartigen Krankheiten zeigen sich bis nach der Stadt Zürich herab. Würde man noch 50 Jahre diesem Übel so unverantwortlich unthätig zusehen, so müsste ein Sumpf von 60 Quadrat Stunden entstehen, dessen fürchterliche Dünste die Hälfte der nördlichen Schweitz zu einem Kirchhof unfehlbar machen würden.

Johann Gottfried Ebel, Anleitung auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweitz zu bereisen, 1809/10, S. 491–492.

Weesen, Teilansicht. Hochwasser; Kutsche; Naturkatastrophe

Jährliche Überschwemmungen

Der Pegel des Walensees stieg auf sechs Meter über den heutigen Stand, die Strassen von Weesen und Walenstadt waren praktisch kontinuierlich überflutet. Die Zürcherische Hülfsgesellschaft machte das zum Thema ihres Neujahrsblattesund unterstützte so die Einwohner. Derweil scheinen sich diese den Umständen durchaus angepasst zu haben: Hölzerne Stege werden aufgebaut, um sich trockenen Fusses fortbewegen zu können.

Weesen, Gesamtansicht von Westen. Leistchamm; Linth; Walensee

Der Linthkanal

Abhilfe schafft das 1816 vollendete Linthwerk. Der Escherkanalleitet die Linth von Näfels im Kanton Glarus kommend in den Walensee, wo sie ihr Geschiebe abladen kann. In dieser kolorierten Aquatinta von Johann Jakob Wetzel sehen wir rechts den Linthkanal, durch den der Fluss den See wieder verlässt und schnurgerade dem Zürichsee zuströmt. Links am Rande der Ebene ist der ursprünglichen Abfluss, die verlandende Maag, zu sehen.

Im Vordergrund sind die Sümpfe zu sehen, die das Überlaufen der Maag bei ihrem Ausfluss aus dem See durch die ständige Erhöhung ihres Betts entstehen liess, was heute durch den neu erbauten Kanal glücklicherweise verhindert wird.

Johann Jakob Wetzel, Voyage pittoresque aux lacs de Zurich, Zoug, Lowerz, Egeri et Wallenstadt1819, S. 44 (Übersetzung aus dem Französischen).

Walenstadt, Teilansicht von Osten. Walensee

Walenstadt

Walenstadt, das am anderen Ende des Walensees liegt, profitiert ebenfalls: Seine Strassen sind fortan nicht mehr von Schlamm bedeckt und seine Einwohner brauchen keine wackligen Stege aus Brettern mehr, um zu ihren Häusern zu gelangen – die auch nicht länger einsturzgefährdet sind.

Seit bald einem halben Jahrhundert haben die Überschwemmungen des Sees so stark zugenommen, dass die ganze Umgebung und die Stadt selbst zu einem stinkenden Sumpf geworden sind. […] Endlich hat sich der öffentliche Geist der Eidgenossenschaft, angeregt durch den Eifer unseres würdigen Regierungsrats Escher, dieser unerhörten Misere angenommen. Und nun haben […] die ebenso kostspieligen wie schwierigen Begradigungen des Laufs der Linth ihr Ziel nach zehn Jahren glücklicherweise erreicht.

Johann Jakob Wetzel, Voyage pittoresque aux lacs de Zurich, Zoug, Lowerz, Egeri et Wallenstadt1819, S. 47–48 (Übersetzung aus dem Französischen).

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