Umfangreiche Bestände
Die Kleinmeistersammlungen der Schweizerischen Nationalbibliothek sind hinsichtlich ihrer Qualität und ihres Umfangs hervorragend ausgestattet. Sie dokumentieren die Gesamtheit der Kantone und das Wirken einer Vielzahl von Zeichnern, Malern, Radierern, Kupferstechern und Verlegern.
Während des gesamten 20. Jahrhunderts wuchsen die Bestände durch sukzessive Ankäufe und grosszügige Donationen an, so dass sie mittlerweile mehrere Tausend Druckgrafiken, Hunderte Aquarelle und Gouachen, Alben, Blattfolgen, Mappenwerke, Panoramen und – was erstaunen mag – auch einige Ölgemälde enthalten. Insgesamt geben diese Dokumente nicht nur reichhaltigen Einblick in die Geschichte, Landschaft und Kultur der Schweiz von damals und besitzen somit einen hohen dokumentarischen Wert – sie unterstreichen aufgrund ihrer ausgezeichneten Qualität auch die künstlerische Bedeutung der «Schweizer Kleinmeister». Damit sind sie sowohl für die kunst- und kulturhistorische als auch für die naturhistorische Forschung bis heute von besonderer Relevanz.
Sammlung Gugelmann
Als bedeutsamste Schenkung durfte die Graphische Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek 1982 die Sammlung von Annemarie und Rudolf Gugelmann entgegennehmen. Die Übergabe der Sammlung Gugelmann an die Schweizerische Landesbibliothek (heute Schweizerische Nationalbibliothek) wurde 1982 als nationales Ereignis unter Anwesenheit von Bundesrat Hans Hürlimann gefeiert.
Entstanden ist die einzigartige Kollektion in vier Jahrzehnte dauernder Aufbauarbeit der Geschwister Rudolf und Annemarie Gugelmann. Der Textilfabrikant Rudolf Gugelmann begann in den späten 1930er-Jahren mit dem Sammeln von Helvetica. Die Anfänge seiner Sammeltätigkeit liegen im Dunkeln. Feststellen lässt sich im Nachhinein einzig, dass er schon früh ein Schwerpunkt auf Künstlern aus dem Umfeld der Berner Kleinmeister legte. Rudolf Gugelmann erwarb Werke von Künstlern wie Johann Ludwig Aberli, Sigmund Freudenberger, Gabriel Ludwig und Gabriel Matthias Lory, Franz Niklaus König und Gottfried Mind mit Vorliebe im Original, als Aquarell oder Zeichnung.
Annemarie Gugelmann
Nach dem frühen Tod Rudolf Gugelmanns im März 1947 beschloss seine Schwester Annemarie, die Sammlung ihres Bruders weiterzupflegen und zu ergänzen. Ihr Augenmerk legte sie neben dem Erwerb von Originalen auch auf Druckgrafiken in bestem Erhaltungszustand, sowie auf Blattfolgen, Mappenwerke und Alben. Zudem erwarb sie einige Ölgemälde für die Sammlung. Bis heute ist das Qualitätsbewusstsein von «Fräulein Gugelmann» unter Antiquaren legendär – nur herausragende und besterhaltene Werke wurden für würdig befunden, in die Sammlung aufgenommen zu werden. Annemarie Gugelmann galt als zielsichere Sammlerin mit wachem Auge. Um das zarte Kolorit ihrer Schätze zu bewahren und ihr Ausbleichen zu vermeiden, setzte sie ihre Werke nur zu besonderen Gelegenheiten dem Licht aus. Ansonsten bewahrte sie diese fein säuberlich in Passepartous eingepasst und vor Lichteinstrahlung geschützt in einem eigens dafür eingerichteten Zimmer ihres Landsitzes in Muri auf.
Mit zunehmendem Alter reifte in Annemarie Gugelmann der Entschluss, ihre Sammlung der Allgemeinheit zugänglich zu machen und das darin konservierte Wissen über das Wirken der «Schweizer Kleinmeister» einem grösseren Kreis zu vermitteln. Ihren Vorsatz setzte sie durch die Schenkung ihrer Kollektion an die Schweizerische Landesbibliothek in die Tat um und unterstrich diesen noch zusätzlich, indem sie die Sammlung auch nach 1982 grosszügig erweiterte.
Weiterführende Links
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